Forschung

Forschung
Das Nikolaus Harnoncourt Zentrum bietet die einzigartige Möglichkeit, an den Partituren des großen österreichischen Dirigenten und Musikers zu forschen und zu arbeiten.
Seine jahrzehntelange Beschäftigung mit den Quellen, die Genauigkeit im Umgang mit den originalen Kompositionen sowie die Zusammenstellung von Partituren/Orchestermaterial für Aufführungen /Ergänzungen der Partituren lassen viel Spielraum für Forschung erwarten und sind ein Anreiz, sich tiefergehender mit der Entstehung der Kompositionen zu beschäftigen.
Die Arbeitsweise Harnoncourts ist hier bemerkenswert und universell: als Musiker an den Quellen tätig, als Forscher permanent mit Editoren im Austausch, als Pädagoge immer am Puls der Zeit, und als Wissbegieriger nie mit einer einfachen Antwort zufrieden sondern immer auf der Suche nach dem Mehr an Information und Wissen, das dann sofort wieder in Interpretation, Unterricht und Forschung zurückfließt.
Die Genauigkeit von Harnoncourts Annotationen in musikalischer Hinsicht lassen viele verschiedene Forschungsansätze erwarten, die sehr breite Interessensgebiete abdecken können.
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Interpretationsforschung
Vergleich verschiedener Aufnahmen Harnoncourts desselben Werkes, wo die Veränderungen in der Interpretation die Entwicklung des Dirigenten/Musikers dokumentieren und anhand der Partituren überprüft werden kann, wie diese Entwicklung stattgefunden hat bzw. inwieweit der Dirigent bei seiner Interpretation die eigenen Angaben beachtet und umgesetzt hat. Möglicherweise ergeben sich aufgrund von nicht-musikalischen Annotationen (Besetzungsliste, Probentermine, Briefwechsel mit Regisseuren/Intendanten/Interpreten) oder aufgrund der Interpretation (dokumentierte Aufnahmen- korreliert mit den aufgrund quantitativer Methoden verifizierten Annotationen) Rückschlüsse zur Verwendung spezifischer Partituren bei spezifischen Aufnahmen.
Daraus Ableitung quantitativer Evaluierungsverfahren für KI-gesteuerte Interpretationsforschung bzw. Vorarbeiten der KI für die spätere Forschung.
Editionen
Aufgrund von Harnoncourts Forschungsergebnissen ergeben sich zwangsläufig Fragen zur Authentizität der Werke und der Ausgaben „Urtext“ teils nochmals neu gedacht und erweitert.Analyse durch Synthese
Musikautomatisation bzw. -generierung, technische Erkenntnisse zu spieltechnischen Aspekten des Instrumentalspiels auf sehr hohem Niveau (evtl. Kooperationen mit Vienna Symphonic Library, MDW-Institut für Wiener Klangstil)
Pädagogische Rückschlüsse auf Spieltechniken (Concentus musicus)
Vernetzung mit Instrumentalunterricht/Pädagogik bzw. Institutionen der historischen Auführungspraxis, wo Spieltechniken und Artikulationsweisen im Kontext von Aufführungen/Interpretationen erforscht werden können.

Forschungsforum zum NHZ „Brücken bauen und Grenzen überschreiten“
19. März 2025 17.30 Uhr Großer Hörsaal, Bruckneruni Linz
Nikolaus Harnoncourt ist zurück zu den Quellen gegangen, um jede Aufführung zu einer „Uraufführung“ zu machen. Dieses Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Zukunft ist seinen Interpretationen eigen. Für ein Forschungszentrum, das seinen Namen trägt, wiederholt sich die Herausforderung: Wie führen wir etwas weiter, das eben darin besteht, immer neue Wege zu suchen und zu finden? Sein Erbe weiterzutragen, ohne zu vergessen, dass Harnoncourts Weg historisch kontingent ist und sich nicht wiederholen lässt? Das NHZ ist auch kein Museum, das die essentielle Suche nach neuen Entdeckungen zu einem bloßen Gegenstand der historischen Betrachtung umwandelt.
In dieser Podiumsdiskussion mit Univ. Prof. Mag. Dr. Markus Neuwirth (Vizerektor für Forschung an der ABPU), Claudia Stobrawa (Leiterin des NHZ), Vinzenz Praxmarer (Dirigent) und Erin Lupardus (Pre-Doc an der ABPU) setzen wir uns damit auseinander und gehen weiter: Mit welchen Erkenntnissen und Fragen kann Harnoncourt uns heute konfrontieren? Welche Fragen stellen wir uns in unserer Zeit zu Aufführungspraxis überhaupt?
Eintritt frei.

Samar Naghizadeh: „Die Authentizität des Klangs: Harnoncourts Vision der historischen Aufführungspraxis“
Bachelor-Arbeit
Stella Privathochschule Feldkirch
In Kooperation mit der Mozarteum Universität in Salzburg
2024
Studium: IGP: Hauptfach Klavier 2024
Dr. Michael Wersin
„Nikolaus Harnoncourt versuchte, die Authentizität der Musik aus der Barock- und Renaissancezeitzeit wieder zu finden. Er prägte die Aufführungspraxis der Alten Musik durch seinen Fokus auf Echtheit und den Einsatz historischer Instrumente. Die Musik von damals wollte er lebendig machen, sie wieder zum Leben erwecken. Er versuchte herauszufinden, wie die Alte Musik in der jeweiligen Musikepoche gespielt wurde und wie sie heute gespielt werden könnte, um authentisch zu klingen. Sein Ziel war es, die ursprüngliche Ausdruckskraft der Musik wiederherzustellen, indem er sie als Sprache mit rhetorischen Prinzipien verstand. Dabei betonte er die Verbindung von Technik, Notentext und Emotion. Das Zusammenwirken davon sei wichtig, um Musik lebendig und verständlich zu machen.“

Dr. Emil Bernhardt: Emphatic Articulation: ‘Klangrede’ as a performative concept in Nikolaus Harnoncourt’s orchestral interpretation
Studia Musicologica Norvegica
p.123-142, 15. November 2024, in englischer Sprache
Abstract

Forschungsinfrastruktur-Datenbank
Das NHZ ist Teil der Forschungsinfrastrukturdatenbank des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft und Forschung.
Die Forschungsinfrastrukturdatenbank bietet eine Informationsplattform zu Forschungsinfrastrukturen in Wissenschaft, Forschung und Industrie. Die Datenbank kann genutzt werden, um kooperative Forschungsinfrastrukturen zu finden oder anzubieten (offen für Kooperationen).

Internationaler Bruckner-Kongress 2024
Vom 20. bis 23. August 2024 fand im Stift Sankt Florian der Internationale Bruckner-Kongress in Kooperation mit der Bruckner Society of America statt.
Dort wurden die ersten Forschungsergebnisse der Musikwissenschaftler Lars Laubhold und Markus Neuwirth zu Harnoncourts Bruckner, ausgehend von der 7., vorgestellt.

NHZ bei der Langen Nacht der Forschung 2024
Anlässlich der Langen Nacht der Forschung präsentierten die Bruckneruniversität und das Nikolaus Harnoncourt Zentrum Prof. Maria Goldschmidt, die Gründerin des renommierten Zürcher Orchesters „La Scintilla“. In einem exklusiven Duo-Programm (Marie-Claire Goldwein Duo: Maria Goldschmidt und Claire Genewein) präsentierten sie die Vielfalt der historischen Instrumente, die durch die Gründung des Orchesters neu erworben wurden.
Im Anschluss an das Konzert fand eine 30-minütige Podiumsdiskussion mit Prof. Maria Goldschmidt, Prof. Julia Purgina, Univ.Doz. Dr. Claire Genewein und Claudia Stobrawa MA.
Ann-Sophie Hauer-Wögrath: “Eine musikanalytische Annäherung an Harnoncourts semantische Kategorie „Trost“ in Bruckners 3. und 7. Symphonie
Musikanalytisches Seminar bei Univ.Prof. Mag. Dr. Markus Neuwirth
Analytische Annäherungen an Bruckners Sinfonik
Schriftliche Seminararbeit
PBA Instrumentalpädagogik Fagott
Anton Bruckner Privatuniversität Linz
Harnoncourt hat einige Probenphasen und Aufführungen der Bruckner´schen Symphonien mit unterschiedlichsten Orchestern geleitet. Dabei ist es als Dirigent*in wichtig, sich selbst ein klares Bild der Musik zu machen, um dieses den Musiker*innen und letzten Endes dem Publikum vermitteln zu können. Um dies zu erzielen, hat Harnoncourt sich diverser semantischer Kategorien bedient, um die Musik charakterlich einzuordnen.
Eine dieser Kategorien ist der „Trost“. In Bruckners Dritter und Siebter Symphonie lassen sich einige Stellen finden, die von Harnoncourt mit diesem Begriff gekennzeichnet wurden. Gegenstand dieser Arbeit ist die Analyse der „Trost-Stellen“, um deren gemeinsamen Nenner zu finden und dadurch Rückschlüsse auf Harnoncourts Verwendung der „Trost-Kategorie“ ziehen zu können.

Dr. Emil Bernhardt: „… ins neumische umzusetzen“ – Interpretation und Dialektik bei Adorno und Harnoncourt
Artikel in Dialektik der Schrift: Zu Adornos Theorie der musikalischen Reproduktion
Reihe: Theorie der musikalischen Schrift, Band: 3

Sarah Schrott: Musik leben (lernen) Musik (leben) lernen. Klassenmusizieren mit einem Streichinstrument im Lichte divergierender Bildungsansprüche
FREIE UNIVERSITÄT BOZEN
FAKULTÄT FÜR BILDUNGSWISSENSCHAFTEN
Doktoratsstudium in Allgemeiner Pädagogik, Sozialpädagogik und Allgemeiner Didaktik
Dissertation 2020
Betreuer: Prof. Franz Comploi, Prof. Dr. habil. Susanne Elsen
32. Zyklus
Keywords: Irene Troi, Nikolaus Harnoncourt
Hannah Leitner: “Der Wecker im Bauch“ – Eine Untersuchung über die Bedeutung von Metaphern und das Malen von Sprachbildern beim Erlernen eines Streichinstrumentes.
FREIE UNIVERSITÄT BOZEN
FAKULTÄT FÜR BILDUNGSWISSENSCHAFTEN
Einstufiger Masterstudiengang Bildungswissenschaften für den Primarbereich
Master-Arbeit
Betreuer :Franz Comploi
Schlagworte: Qualitative Evaluationsforschung – Projekt „Kinder als Musiker“ in Milland – Streicherklassenunterricht
Session: 1. Session, Sommer 2018
Akademisches Jahr: 2017-2018

Dr. Emil Bernhardt: Der Klang der Geschichte. Aufführungspraxis des Dirigenten Nikolaus Harnoncourt
Doktorarbeit: Der Klang der Geschichte. Die Aufführungspraxis des österreichischen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt (1929-2016).
Wie gelang es Harnoncourt, Aufführungen zu schaffen, die sowohl historisch bewusst als auch ästhetisch relevant waren?
Zeitraum 2016 – 2021
Zentrum NordART
Studienbereich: Aufführungspraxis
Diese Studie befasst sich mit der Aufführungspraxis des österreichischen Dirigenten Nikolaus Harnoncourt (1929-2016). Der Ansatz ist eher ästhetisch und philosophisch als biografisch und historisch. Ziel der Studie ist es, Konzepte (teils aus Harnoncourts eigenen Texten, teils aus einem breiteren theoretischen Vokabular) zu diskutieren und zu entwickeln, die zentrale Aspekte von Harnoncourts spezifischer Interpretations- und Aufführungspraxis aufzeigen und sichtbar machen können. Darüber hinaus soll sie einen Beitrag zu einer allgemeineren konzeptionellen Entwicklung in der aktuellen Forschung zur musikalischen Interpretation, insbesondere im Hinblick auf Orchestermusik, leisten.
Eine Grundannahme der Studie ist, dass Harnoncourts Aufführungspraxis ihre Wurzeln in dem hat, was als historisch informierte/orientierte Aufführungspraxis (HIP) bezeichnet worden ist. Die Studie argumentiert, dass die historische Orientierung, die diese Bewegung kennzeichnet, der Praxis der musikalischen Interpretation ein diskursives Element hinzufügt. Mit „diskursivem Element“ meine ich zum einen die Auseinandersetzung mit historischem Wissen und Informationen (in der Regel in akademischen Begriffen formuliert) und zum anderen die Reflexion darüber, wie diese Informationen die tatsächliche musikalische Aufführung beeinflussen können. Die grundlegende Untersuchung der Studie konzentriert sich auf die Beziehung zwischen historischem Bewusstsein und musikalischem Erfolg, zwischen konzeptioneller Orientierung und praktischer Interpretation sowie zwischen theoretischem Diskurs und ästhetischer Erfahrung.

Katalin Schmidhammer: Streicherklassen – musikalische Förderung für alle Kinder.
FREIE UNIVERSITÄT BOZEN
FAKULTÄT FÜR BILDUNGSWISSENSCHAFTEN
Einstufiger Masterstudiengang Bildungswissenschaften für den Primarbereich
Masterarbeit
Streicherklassen – musikalische Förderung für alle Kinder.
Ein Pilotprojekt an der Grundschule Milland.
Betreuer: Prof. Franz Comploi
Schlagworte: Qualitative Evaluationsforschung – Pilotprojekt in Milland – Streicherklassenunterricht
Session: 1. Session, Sommer 2016
Akademisches Jahr: 2015-2016

Symposion Ereignis Klangrede. Nikolaus Harnoncourt als Dirigent und Musikdenker
Im Jänner 2008 wurde Harnoncourt für sein bahnbrechendes und umstrittenes Eintreten für die Gestaltung der Musik des 17. bis frühen 19. Jahrhunderts erstmals die Ehrendoktorwürde der Universität Mozarteum verliehen. Aus diesem Anlass veranstaltete das Institut für Musikrezeptions- und Interpretationsgeschichte (IMRI) erstmals ein Symposium unter dem Titel „Ereignis Klangrede“. Nikolaus Harnoncourt als Dirigent und musikalischer Denker; die Feierlichkeiten wurden von der Ausstellung „In Klängen sprechen – Nikolaus Harnoncourt“ begleitet.