Denkwerkstatt

Ziel & Zweck
Das Nikolaus Harnoncourt Zentrum begründet eine kultur-philosophische Denkwerkstatt kuratiert durch Florian Boesch. Nikolaus Harnoncourt war nicht nur Musiker sondern ebenfalls ein großer Denker über die gesellschaftlichen Themen unserer Zeit und versäumte keine Gelegenheit Politiker oder andere Entscheider auf Missstände in Bildung und im Kulturleben hinzuweisen. In der Förderung von Kunstverständnis und Kunstempfinden in allen Gesellschaftsschichten sah Nikolaus Harnoncourt eine der wichtigsten Aufgaben der Kulturpolitik, eine Aufgabe deren Erfüllung er als Menschenrecht für alle einfordert. In diesem Sinne machte Nikolaus Harnoncourt in einem Rückblick auf sein Lebenswerk für Interpreten wie aufnahmebereite Hörer deutlich: Nicht selbstzufriedenes Genießen, sondern lebenslange Arbeit ist notwendig, um auf die Fragen nach dem Bleibenden in der Kunst mit Robert Musil antworten zu können: „Wir, als Veränderte, bleiben.“
In der Denkwerkstatt wird Florian Boesch Persönlichkeiten unserer Zeit zur Auseinandersetzung mit den aktuell brennenden gesellschaftlichen Themen einladen. Diese Symposien oder Podiumsdiskussionen finden in St. Georgen im Attergau statt und werden online gestreamt.
Termine
4. Denkwerkstatt „Resonanz der Zeit – Wie man Vergangenes zu neuem Leben erweckt“
Der Philosoph Dieter Thomä im Gespräch mit Florian Boesch
20. November 2025, 19.00
Nikolaus Harnoncourt:
„Authentizität gibt es nicht. Was wir wollen, ist nicht das Alte, sondern das Neue im Alten.” Musik als Klangrede (1982)
“Wir spielen nicht, wie man damals gespielt hat, sondern wir versuchen zu verstehen, warum man damals so gespielt hat.”
Interview, Die Zeit, 1985

Welche Gegenwart geben wir unserem Kulturerbe?
Wie führen wir etwas weiter, das eben darin besteht, immer neue Wege zu suchen und zu finden?
Dieter Thomä: „Von dem amerikanischen Schriftsteller und Nobelpreisträger William Faulkner stammt der berühmte Satz: ‚Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist noch nicht mal vergangen.‘ Es ist nicht leicht, diesen Satz zu verkraften, denn wenn die Vergangenheit so aufdringlich in die Gegenwart hineinreicht, fühlt man sich von ihr in die Enge getrieben. Die Vergangenheit soll keine Fessel sein, aber auch kein Totholz, sie soll uns als Kraftquelle dienen. Die moderne Gesellschaft tut sich aber schwer mit der Vergangenheit – und das ist kein gutes Zeichen. Manche schauen nur nach vorn und halten alles für machbar. Manche halten die Tradition für etwas Ewiggestriges, andere wollen sie pflegen und schützen, als gehörte sie ins Museum. Wieder andere machen sich von dem, was war, gedanklich abhängig und deuten die Gegenwart als Nachzeit zu einer Vorzeit (also zum Beispiel als Postmoderne oder als Postdemokratie). Ob wir eine Zukunft haben – das hängt nicht zuletzt davon ab, ob wir mit der Vergangenheit klarkommen. Wie der Umgang mit der Vergangenheit gelingen kann, möchte ich im Gespräch mit Florian Boesch und in Erinnerung an Nikolaus Harnoncourt herausfinden.“
Florian Boesch: „Die Kulturgeschichte denke ich mir manchmal so als Gebäude mit Stockwerken. So wie man in der Technik und in der Wissenschaft sagt: Wir stehen auf den Schultern von Giganten, die uns schon diese Bücher hinterlassen haben, und wir müssen nicht wieder bei Null anfangen. Die Kulturgeschichte kann auch nicht immer bei Null anfangen. Es kann nicht ein junger Künstler, der sich mit was auch immer beschäftigt, bei Null anfangen. Das wäre ein Horror vacui von einer Dimension, die nicht bewältigbar wäre. Das heißt, die Generationen und die Epochen sind wie Stockwerke, auf denen die nächsten stehen. Und ganz viel von der Arbeit, die wir auch in der klassischen Musik zum Beispiel tun, scheint mir so zu sein, als ob wir das Gebäude instandhalten. Ja, also wir halten das Stockwerk vom 14. bis zum 20. Jahrhundert – wir schauen, dass das so solide dasteht, dass wir in unserer Arbeit auch die Relevanz dieser Architektur überprüfen, auf das die Gegenwart verbunden, bewusst, verwurzelt, stark bauen kann.
Wenn man mit Harnoncourt gearbeitet hat, dann kommt man drauf, wo diese Säule, mit der wir uns gerade befassen, herkommt und wo sie hingeht. Und das Hingehen der Säule ist immer ein erstaunlich Weites. Man kommt immer drauf, dass es ja bis ins Heute trägt und nicht nur als eine Pflegearbeit und eine Restaurationsarbeit, sondern dass die Gegenwärtigkeit untrennbar damit in Verbindung steht.“
Im Rahmen der 10. UNESCO Lange Nacht der Philosophie in Kooperation mit Treffpunkt Philosophie – Neue Akropolis
https://www.langenachtderphilosophie.at
EINTRITT FREI
Um Anmeldung wird gebeten :
https://register.bruckneruni.at/e/denkwerkstatt
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Die Veranstaltung ist barrierefrei zugänglich.
5. Denkwerkstatt: Haltung und Pose
Florian Boesch im Gespräch mit dem Philosophen Lambert Wiesing und der Harfenistin Magdalena Hoffmann
14. Februar 2026, 15.00
EINTRITT FREI
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Florian Boesch: „Haltung wächst aus Überzeugung – Pose aus dem Wunsch gesehen zu werden. Wo das eine endet und das andere beginnt bleibt eine Frage, die Kunst und Leben gleichermaßen durchzieht. Sind sie einander Feind oder doch nur Facetten des gleichen, und es kommt nur darauf an von wo aus man darauf schaut. Je länger ich schaue, desto unklarer wird mir das Bild.
3. Denkwerkstatt: Der missbrauchte Heimatbegriff : Musik + Volk = Volksmusik? – 10.8.25, 11.00 Uhr
Andreas Schett (Musicbanda Franui) und Konzertagent und Publizist Berthold Seliger im Gespräch mit Florian Boesch
Nikolaus Harnoncourt: Dass der Begriff [Heimat] in einer Generation – eigentlich sogar noch kürzer – wahnsinnig beschädigt wurde, darf aber nicht dazu führen, dass man ihn komplett auslöscht….Die Verbindung von einem Menschen zu einer Landschaft oder zu einer politischen Gemeinschaft ist etwas Unleugbares. Man darf wertvolle Begriffe nicht einfach wegwerfen und, weil etwas missbraucht wurde, die Sache selbst besudeln. …Die Benutzung der Heimat als Besinnung auf das Eigene, das im Allgemeine aufzugehen droht, finden wir schon in der griechischen Antike. Das Verneinende und das Trennende sind immer schon sehr wichtig gewesen. (anlässlich der Styriarte 2010)
Berthold Seliger: Béla Bartók bezeichnete als „Bauernmusik die Gesamtheit derjenigen Melodien, welche in der Bauernklasse irgendeines Volkes in mehr oder minder großer zeitlicher und räumlicher Ausdehnung als ein spontaner Ausdruck des musikalischen Gefühls fortleben oder irgendwann fortgelebt haben“ (Bartók 1925: 17 f.). Interessanterweise geht Bartók davon aus, „dass fast jede heute bekannte neuere europäische Bauernmusik durch den Einfluss irgendwelcher, namentlich ‚volkstümlicher‘ Kunstmusik entstanden ist“. Diese Einschätzung löste Anfang des 20. Jahrhunderts die im 19. Jahrhundert vorherrschende Ansicht ab, Volksmusik und Volkslieder seien ohne bekannte Verfasser sozusagen aus der Mitte des Volkes entstanden. – Auszug aus Heiterkeit und Wehmut
EINTRITT FREI
In Kooperation mit dem Attergauer Kultursommer.
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Die Veranstaltung ist barrierefrei zugänglich.
4. Denkwerkstatt „Resonanz der Zeit – Wie man Vergangenes zu neuem Leben erweckt“
Der Philosoph Dieter Thomä im Gespräch mit Florian Boesch
20. November 2025, 19.00
Nikolaus Harnoncourt:
„Authentizität gibt es nicht. Was wir wollen, ist nicht das Alte, sondern das Neue im Alten.” Musik als Klangrede (1982)
“Wir spielen nicht, wie man damals gespielt hat, sondern wir versuchen zu verstehen, warum man damals so gespielt hat.”
Interview, Die Zeit, 1985

Welche Gegenwart geben wir unserem Kulturerbe?
Wie führen wir etwas weiter, das eben darin besteht, immer neue Wege zu suchen und zu finden?
Dieter Thomä: „Von dem amerikanischen Schriftsteller und Nobelpreisträger William Faulkner stammt der berühmte Satz: ‚Die Vergangenheit ist nicht tot. Sie ist noch nicht mal vergangen.‘ Es ist nicht leicht, diesen Satz zu verkraften, denn wenn die Vergangenheit so aufdringlich in die Gegenwart hineinreicht, fühlt man sich von ihr in die Enge getrieben. Die Vergangenheit soll keine Fessel sein, aber auch kein Totholz, sie soll uns als Kraftquelle dienen. Die moderne Gesellschaft tut sich aber schwer mit der Vergangenheit – und das ist kein gutes Zeichen. Manche schauen nur nach vorn und halten alles für machbar. Manche halten die Tradition für etwas Ewiggestriges, andere wollen sie pflegen und schützen, als gehörte sie ins Museum. Wieder andere machen sich von dem, was war, gedanklich abhängig und deuten die Gegenwart als Nachzeit zu einer Vorzeit (also zum Beispiel als Postmoderne oder als Postdemokratie). Ob wir eine Zukunft haben – das hängt nicht zuletzt davon ab, ob wir mit der Vergangenheit klarkommen. Wie der Umgang mit der Vergangenheit gelingen kann, möchte ich im Gespräch mit Florian Boesch und in Erinnerung an Nikolaus Harnoncourt herausfinden.“
Florian Boesch: „Die Kulturgeschichte denke ich mir manchmal so als Gebäude mit Stockwerken. So wie man in der Technik und in der Wissenschaft sagt: Wir stehen auf den Schultern von Giganten, die uns schon diese Bücher hinterlassen haben, und wir müssen nicht wieder bei Null anfangen. Die Kulturgeschichte kann auch nicht immer bei Null anfangen. Es kann nicht ein junger Künstler, der sich mit was auch immer beschäftigt, bei Null anfangen. Das wäre ein Horror vacui von einer Dimension, die nicht bewältigbar wäre. Das heißt, die Generationen und die Epochen sind wie Stockwerke, auf denen die nächsten stehen. Und ganz viel von der Arbeit, die wir auch in der klassischen Musik zum Beispiel tun, scheint mir so zu sein, als ob wir das Gebäude instandhalten. Ja, also wir halten das Stockwerk vom 14. bis zum 20. Jahrhundert – wir schauen, dass das so solide dasteht, dass wir in unserer Arbeit auch die Relevanz dieser Architektur überprüfen, auf das die Gegenwart verbunden, bewusst, verwurzelt, stark bauen kann.
Wenn man mit Harnoncourt gearbeitet hat, dann kommt man drauf, wo diese Säule, mit der wir uns gerade befassen, herkommt und wo sie hingeht. Und das Hingehen der Säule ist immer ein erstaunlich Weites. Man kommt immer drauf, dass es ja bis ins Heute trägt und nicht nur als eine Pflegearbeit und eine Restaurationsarbeit, sondern dass die Gegenwärtigkeit untrennbar damit in Verbindung steht.“
Im Rahmen der 10. UNESCO Lange Nacht der Philosophie in Kooperation mit Treffpunkt Philosophie – Neue Akropolis
https://www.langenachtderphilosophie.at
EINTRITT FREI
Um Anmeldung wird gebeten :
https://register.bruckneruni.at/e/denkwerkstatt
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Die Veranstaltung ist barrierefrei zugänglich.
5. Denkwerkstatt: Haltung und Pose
Florian Boesch im Gespräch mit dem Philosophen Lambert Wiesing und der Harfenistin Magdalena Hoffmann
14. Februar 2026, 15.00
EINTRITT FREI
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Florian Boesch: „Haltung wächst aus Überzeugung – Pose aus dem Wunsch gesehen zu werden. Wo das eine endet und das andere beginnt bleibt eine Frage, die Kunst und Leben gleichermaßen durchzieht. Sind sie einander Feind oder doch nur Facetten des gleichen, und es kommt nur darauf an von wo aus man darauf schaut. Je länger ich schaue, desto unklarer wird mir das Bild.
3. Denkwerkstatt: Der missbrauchte Heimatbegriff : Musik + Volk = Volksmusik? – 10.8.25, 11.00 Uhr
Andreas Schett (Musicbanda Franui) und Konzertagent und Publizist Berthold Seliger im Gespräch mit Florian Boesch
Nikolaus Harnoncourt: Dass der Begriff [Heimat] in einer Generation – eigentlich sogar noch kürzer – wahnsinnig beschädigt wurde, darf aber nicht dazu führen, dass man ihn komplett auslöscht….Die Verbindung von einem Menschen zu einer Landschaft oder zu einer politischen Gemeinschaft ist etwas Unleugbares. Man darf wertvolle Begriffe nicht einfach wegwerfen und, weil etwas missbraucht wurde, die Sache selbst besudeln. …Die Benutzung der Heimat als Besinnung auf das Eigene, das im Allgemeine aufzugehen droht, finden wir schon in der griechischen Antike. Das Verneinende und das Trennende sind immer schon sehr wichtig gewesen. (anlässlich der Styriarte 2010)
Berthold Seliger: Béla Bartók bezeichnete als „Bauernmusik die Gesamtheit derjenigen Melodien, welche in der Bauernklasse irgendeines Volkes in mehr oder minder großer zeitlicher und räumlicher Ausdehnung als ein spontaner Ausdruck des musikalischen Gefühls fortleben oder irgendwann fortgelebt haben“ (Bartók 1925: 17 f.). Interessanterweise geht Bartók davon aus, „dass fast jede heute bekannte neuere europäische Bauernmusik durch den Einfluss irgendwelcher, namentlich ‚volkstümlicher‘ Kunstmusik entstanden ist“. Diese Einschätzung löste Anfang des 20. Jahrhunderts die im 19. Jahrhundert vorherrschende Ansicht ab, Volksmusik und Volkslieder seien ohne bekannte Verfasser sozusagen aus der Mitte des Volkes entstanden. – Auszug aus Heiterkeit und Wehmut
EINTRITT FREI
In Kooperation mit dem Attergauer Kultursommer.
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
Die Veranstaltung ist barrierefrei zugänglich.
2. Denkwerkstatt: Investigatives Singen und der poetische Beweis – Peter Sloterdijk
Peter Sloterdijk im Gespräch mit Florian Boesch. 10.5.2025, 11.00 Uhr
Im Rahmen der Internationalen Nikolaus Harnoncourt Tage.
Podiumsdiskussion zum Thema „Investigatives Singen und der poetische Beweis“
Florian Boesch, Kurator der Denkwerkstatt: „Alles was überhaupt gedacht werden kann, kann klar gedacht werden. Alles was sich aussprechen lässt, lässt sich klar aussprechen. Vieles was gesagt werden kann, kann poetisch gesagt werden. Manches kann überhaupt nur poetisch gesagt werden. Und worüber man nicht sprechen kann, darüber kann man singen.“
Nikolaus Harnoncourt: „Die Kunst ist eine andere Sprache, immer jenseits des Praktischen, vielfach jenseits des Logischen; eine ihrer Denkgrundlagen ist die Phantasie, vielleicht das „Denken des Herzens“ wie es Pascal der Logik, dem „arithmetischen“ Denken gegenüberstellt.“
EINTRITT FREI
Die Veranstaltung wird live gestreamt.
1. Denkwerkstatt „Was ist Arbeit?“ – Wolfram Eilenberger
Das erste Thema der Denkwerkstatt am 4. Mai 2024, 11.00 Uhr lautete „Was ist Arbeit? – Bedeutung von Kunst und Kultur als Arbeit für die Gesellschaft“. Diese Frage, die Harnoncourt sehr beschäftigte, ist für Menschen weltweit und zu jeder Zeit relevant. Der Philosoph Wolfram Eilenberger und Prof. Florian Boesch diskutierten dieses Thema, moderiert von Judith Hoffmann.